![]() |
![]() |
Kapitel D2 | Abschnitt D - Re(0001)-Oberflächenlegierungen |
![]() |
![]() |
Kapitel D4 | Kapitel D3 - Silber+Gold-Legierung auf Re(0001) |
Ebenso wie die Ag+Cu-Filme wurden Ag+Au-Filme durch kumulatives Aufdampfen der Adsorbatmetalle aus separaten Knudsenzellen hergestellt. Die LT-Filme, die in den LEED-, AES- und DF-Messungen untersucht worden sind, wurden bei 300 K präpariert und im Laufe der Messungen bis kurz unter die Desorptionstemperatur des Silbers auf 800 K erhitzt, um HT-Filme zu erhalten. Es wird davon ausgegangen, daß sich solche Filme im thermodynamischen Gleichgewicht befinden und ihre Eigenschaften nicht mehr von der Temperatur abhängen (was, wie schon beim Ag+Cu-System durch Test-TD-Spektren von Proben verifiziert werden konnte, bei denen erst Ag und dann Au aufgedampft wurde). Deshalb war es auch bei diesen Filmen nicht entscheidend, in welcher Reihenfolge die Adsorbate aufgebracht wurden, und es wurde immer zuerst Au, dann Ag adsorbiert.
Die Tatsache, daß die Desorptionstemperaturbereiche von Ag und Au bei der gewählten Heizrate von 4,1 K/s immerhin etwa 50 K voneinander getrennt liegen, ermöglichte es, eine komplette Ag-TD-Serie von etwa 20 Spektren mit einem nur einmal präparierten Goldfilm durchzuführen. Bei TDS-Kontrollmessungen im Desorptionsbereich des Ag konnte kein Au nachgewiesen werden. Trotzdem kam es zu einem Verlust an Gold von etwa 10 % während der Messung einer TD-Serie. (Deshalb beziehen sich die Angaben zum Gold-Bedeckungsgrad auf die Situation, die sich nach der Messung einer halben Serie, also ca. 10 Spektren, eingestellt hatte.)
Der Ag-Bedeckungsgrad wurde mittels TDS anhand von mitgemessenen Vergleichsspektren des Systems Ag/Re(0001) ermittelt. Die Gold-TD-Spektren der untersuchten Proben unterschieden sich nicht von denen des "reinen" Systems Au/Re(0001), was zeigt, daß die Au-Desorption nicht durch (ursprünglich) koadsorbiertes Silber beeinflußt wird.
Wie schon in
Das zweidimensionale Phasengleichgewicht ist natürlich von der Konzentration der entsprechenden Ag-Phasen (2D-Gas und 2D-Inseln) abhängig, und sollte damit empfindlich auf die Existenz und Reinheit dieser beiden Komponenten reagieren.
Durch die Beimengung eines zweiten Stoffes, im hier untersuchten Fall Gold, wird das chemische Potential dieser Phasen stark verändert. Dies hat zur Folge, daß auch der aus dem Gleichgewicht resultierende Phasenübergang, die zweidimensionalen Verdampfung des Silbers, verändert oder sogar inhibiert wird. Das beeinflußt wiederum die Desorptionskinetik. Bei fehlendem 2D-Phasengleichgewicht sollte sich eine Desorptionsordnung von n = 1 einstellen, was bedeutet, daß die Rate proportional zur Konzentration der desorbierenden Teilchen ist. Das verändert natürlich die Form der Desorptionsspektren, die nun nicht mehr eine gemeinsame Anstiegsflanke besitzen, sondern Temperaturmaxima aufweisen, die bei einer konstanten Temperatur liegen.
Insofern kann die Form der TD-Spektren als Mittel benutzt werden, um zu entscheiden, ob Silber und Gold auf der Re(0001)-Oberfläche im Temperaturbereich der Ag-Thermodesorption mischen oder separate reine Inseln ausbilden. Zu diesem Zweck wurden Ag-TD-Serien mit Anfangsbedeckungsgraden von bis zu 1 ML von solchen Proben aufgenommen, die mit unterschiedlichen Mengen Gold (0 ... 1 ML) vorbelegt waren. Die Ergebnisse der Messungen der Ag-Desorption sind in
Bereits in der Serie mit dem kleinsten Goldbedeckungsgrad von 0,18 ML ist zu erkennen, daß es nicht mehr zur Ausbildung einer gemeinsamen Anstiegsflanke kommt, sondern daß innerhalb einer Serie alle Temperaturmaxima des HT-TD-Zustandes in einem recht engen Temperaturintervall (von 1050 bis 1080 K) liegen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Wandelt et al. bei Untersuchungen am System Ag+Au/Ru(0001) [MDN88/1]. Das Temperaturmaximum liegt dort im Bereich von 990 bis 1030 K.
![]() | |
Abbildung D19 Ag-TD-Serien mit konstantem Au-Bedeckungsgrad und Ag-Anfangsbedeckungsgraden von bis zu etwa 1 ML, Heizrate b = 4,1 K/s. |
![]() ![]() |
Wie schon mehrfach ausgeführt, sollte eine gemeinsame Anstiegsflanke (zumindest ab etwa 0,1 ML Ag) die Existenz von Ag-Inseln widerspiegeln, wie dies ja auch in der Serie mit Q (Au) = 0 ML tatsächlich der Fall ist. Wie anhand der rot eingezeichneten Spektren, die einen Gesamtbedeckungsgrad (mit Ag und Au) von Qges = 1 ML kennzeichnen sollen, zu erkennen ist, kommt es bei Proben mit Filmdicken Qges > 1 ML zur Entstehung eines zweiten Desorptionszustandes. Dessen Maxima verschieben sich innerhalb einer Serie um jeweils ca. 50 K zu höheren Temperaturen. Allerdings bildet sich auch bei diesem Zustand nie eine gemeinsame Anstiegsflanke aus. Daß sich noch ein dritter Zustand als LT-Schulter des zweiten entwickelt, kann bei den Serien mit 0,86 und 0,93 ML erkannt werden. Dieser Zustand bildet sich ab einem Gesamtbedeckungsgrad von 2 ML.
![]() | |
Abbildung D20 Ag-TD-Serien mit konstanten Ag-Anfangsbedeckungsgraden und Au-Bedeckungsgraden von bis zu 1 ML, Heizrate b = 4,1 K/s. |
![]() ![]() |
Wie schon bei den Systemen Ag+Cu/Re(0001) (
Wie schon beim Ag+Cu-System scheinen auch hier lediglich die vom Gold frei gelassenen Adsorptionsplätze der ersten Lage von Ag-Atomen besetzt werden zu können. Wird weiteres Silber adsorbiert, so daß ein Gesamtbedeckungsgrad von 1 ML überschritten wird, kommt es nicht zum Austausch von Silber und Gold, sondern das überschüssige Silber wird allein in die zweite Lage eingebaut. Im Extremfall, mit Q (Au) = 1 ML, kommt es zur völligen (Lagen-) Separation der beiden Metalle, wie es von Wandelt et al. auch beim System Au+Cu/Ru(0001) beobachtet wird [KPS91/1].
Auffällig in
![]() | |
Abbildung D21 a) Verschiebung des Temperaturmaximums, b) Verschiebung der Halbwertsbreite FWHM des Ag-TD-Zustandes der ersten Lage als Funktion des Au-Bedeckungsgrades der Spektren aus Abb. D 20 |
![]() ![]() |
Besonders bei den Ag-Bedeckungsgraden von 0,25 und 0,5 ML kommt es zu einem konstanten Verlauf des Temperaturmaximums ab etwa 0,5 ML Au. Diese Beobachtung könnte darauf hinweisen, daß ab 0,67 ML (beim Auftreten von Inseln und freier Substratoberfläche schon früher) und einer optimalen, d. h. atomaren Durchmischung von Ag und Au jedes Ag-Atom nur Au-Atome als nächste Nachbarn hat. Eine stärkere Au-Ag-Bindung als die Ag-Ag-Bindung vorausgesetzt, wäre dies der für die Ag-Atome energetisch günstigste Zustand, der sich auch mit zunehmenden Au-Bedeckungsgrad nicht mehr ändert.
In der Darstellung der Halbwertsbreite (full width at half maximum - FWHM) der Ag-TD-Spektren des Zustandes der ersten Lage in
Daß sich das Temperaturmaximum des Zustandes der zweiten Lage mit zunehmendem Au-Bedeckungsgrad zu höheren Temperaturen verschiebt, nämlich von 950 auf 1060 K, ist vermutlich auf die erhöhte Koordination der Silberatome in der zweiten Adlage zurückzuführen. Aber auch die (Paar-) Wechselwirkung von Ag-Atomen in der zweiten zu Adatomen der ersten Lage, die (mit dem Ansteigen von Q (Au)) immer mehr aus Gold besteht, erhöht sich.
Die Desorptionsisothermen, die aus den TD-Serien aus
Obwohl die integrale Energieauswertung der TD-Spektren nach Bauer/Schlatterbeck auf Grund der multiplen TD-Zustände beim System Ag+Au/Re(0001) nicht trivial ist (wie bereits beim System Ag+Cu/Re(0001) bemerkt), ist es doch möglich, durch sie Informationen über physikalische Eigenschaften zu erhalten. Zur Anwendung auf das Ag+Au-System wurden zuerst aus den TD-Serien, äquivalent zur Berechnung der Isothermen, die Desorptionsisosteren bestimmt. Diese sind in
![]() | |
Abbildung D22 Arrhenius-plots des Systems Ag+Au/Re(0001) für die Ag-TD-Serien aus Abb. D 19 |
![]() ![]() |
Eine interessante Analogie ergibt sich zwischen den Serien mit 0,65 und 0,86 ML Au zu der Serie mit 0,63 ML Cu des Systems Ag+Cu/Re(0001) (
Allerdings spielt hier sicherlich auch der schon oben erwähnte systematischen Fehler bei dem hier kleinen (und damit ungünstigen) Verhältnis von Q(Ag) / Q(Cu) eine Rolle. In der Serie mit 0,93 ML Au ist der Bereich bis 0,4 ML Ag für die energetische Auswertung wegen des Auftretens dieses Fehlers überhaupt nicht geeignet, was sich auch in den sehr starken Schwankungen der Arrhenius-plots dokumentiert.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß für Gesamtbedeckungsgrade unterhalb 1 ML (bis auf die Serie mit 0,93 ML) relativ aussagekräftige Werte erhalten werden können. Oberhalb 1 ML gilt dies nur für die Serien bis 0,5 ML Au.
In völliger Analogie zum System Ag+Cu/Re(0001) läßt sich der Verlauf der Desorptionsenergie mit dem Ag-Bedeckungsgrad im Bereich bis 0,65 ML Au und bis zu einem Gesamtbedeckungsgrad von 1 ML beschreiben. Wie in
Dies kann wiederum damit erklärt werden, daß die Möglichkeit, daß ein Ag- Atom einen Au-Adsorptionspartner findet, mit zunehmender Bedeckung kleiner wird. Dies resultiert, wie schon in
Daß die Minima nicht immer genau bei Q (Ag+Au) = 1 ML liegen, kann (oder wird wahrscheinlich) am Fehler im Au-Bedeckungsgrad liegen. Für die dünnen durchgezogenen Linien ist er berücksichtigt worden. Der Anstieg der Desorptionsenergie nach dem Durchlaufen des Minimums bei der Gesamtbedeckung von 1 ML läßt sich wie bei
Ab einem Au-Bedeckungsgrad von 0,67 ML ist bei einer homogenen Mischung auf atomarer Ebene wieder jedes Ag-Atom vollständig von Au-Atomen umgeben. Diese Konfiguration sollte energetisch besonders günstig sein, wenn man voraussetzt, daß die Wechselwirkung der Ag-Atome mit den Au-Atomen stärker ist als die Ag-Ag-Wechselwirkung.
Für die Energiespektren mit 0,86 ML bzw. 0,93 ML Au beträgt ab einem Gesamtbedeckungsgrad von 1,45 ML bzw. 1,35 ML aufwärts die Desorptionsenergie konstant 300 kJ/mol. Dies scheint der Wert zu sein, der der Desorption der Ag-Atome zuzuordnen ist, die sich in der zweiten Lage auf einer fast nur aus Gold bestehenden ersten Adlage befinden. (Im anfänglichen Ag-Bedeckungsgradbereich kann der Verlauf von Edes wegen des zu großen, inhärenten Fehlers in der Bestimmung des Au-Bedeckungsgrades und auch wegen Komplikationen durch den Lagenübergang nicht interpretiert werden.)
![]() | |
Abbildung D23 Desorptionsenergie des Systems Ag+Au/Re(0001) für die Ag-TD-Serien aus Abb. D 19 nach Bauer |
![]() ![]() |
Zum Vergleich können Literaturangaben für das System Ag+Au/Ru(0001) von Wandelt et al. herangezogen werden, die durch MC-Rechnungen Werte für die verschiedenen systembeschreibenden Größen (laterale Wechselwirkungsenergien und Bindungspotentiale) gefunden haben. (Wegen der verwendeten Gittergasnäherung mit BWA-ähnlichen Ansätzen können die Elat-Werte durchaus auf das hier betrachtete System übertragen werden.)
Werden größere Mengen (Multilagen) Ag oder Au adsorbiert, kommt es zur Ausbildung mehrerer neuer Bindungsplätze, die aus der zunehmenden Durchmischung von Au und Ag sowie aus möglichen morphologischen Änderungen des Films resultieren. Die zugehörigen Zustände können in den TD-Untersuchungen z. T. aufgelöst werden, und man erhält Spektren, die eine Vielzahl solcher Zustände beinhalten.
Um einen Überblick zu erhalten, wurden TD-Spektren unterschiedlicher Ag+Au-Legierungsfilme aufgenommen, die in
Um die Vielzahl der einzelnen Zustände deuten zu können soll zunächst überlegt werden, welcher Filmaufbau für die Ausbildung unterschiedlicher TD-Zustände in Frage kommt. Dabei können bestimmte Anordnungen auf Grund der bisherigen Erkenntnisse ausgeschlossen werden. Mit diesen Vorüberlegungen, die z. T. schon in vorangehenden Abschnitten erläutert wurden und hier ohne nochmaligen Beweis vorausgesetzt werden sollen, wird es möglich sein, allen beobachteten TD-Zuständen Bindungsplatz-Kategoreien zuzuordnen.
Wie bereits beim Ag+Cu-System konnten wegen der geringen Anzahl von Spektren pro Zustand z. B. keine spezifischen Desorptionskinetiken berücksichtigt werden, so daß sich aus den gewonnenen Erkenntnissen bei jeder Zuordnung eines Zustandes zu einem Bindungsplatz zwar sehr konkrete Hinweise, aber nicht zwingend ein 100%-iger Beweis ergibt.
Ag und Au mischen im Zwei- und im Dreidimensionalen. Aus dem Zustandsdiagramm des Systems Au+Ag, vgl.
Mit Q (Au) > 1 ML bildet sich eine Au-Lage in direktem Kontakt zum Re aus, die das Ag von der Re-Oberfläche distanziert. Auch dieser Umstand wurde experimentell in
Ag-Atome sind um so fester gebunden, je näher sie der Re-Oberfläche sind. Dies läßt sich in völliger Analogie zum System Ag+Cu/Re(0001) aussagen. Ebenfalls gilt, daß die Zustände der ersten Lage bei höchsten, die der Multilage bei niedrigsten Temperaturen erwartet werden. Wegen der stärkeren Bindung der Ag-Atome zu Au-Nachbaratomen als zu weiteren benachbarten Ag-Atomen, wird diese erste Einteilung der Abfolge der Zustände durch einen Abfall der Temperatur des Desorptionsmaximums mit der Reihe (Ag+Au)/Au > Ag/Au > Ag/(Ag+Au) überlagert. Dieser Effekt wirkt sich sowohl innerhalb einer Adlage, als auch zur darunter liegenden Lage aus.
Die drei Voraussetzungen ermöglichen die Unterscheidung in drei prinzipielle Zustandsarten:
Mit dieser Einteilung können den drei Kategorien nun konkrete Desorptionszustände zugeordnet werden. Im Fall der ersten Adlage können d-Zustände und der a*-Zustand per Definition nicht auftreten, weil es keine "unterliegende" Au- bzw. Ag+Au-Lage gibt. Möglich ist somit bei Abwesenheit von Au der b3-Zustand, sowie der g3-Zustand, bei einer Mischung aus Ag und Au auf der Re-Oberfläche. Beide Zustände sind bereits in
Im Bereich der Subbilagen kommen zu den vorgenannten Zuständen drei weitere mögliche Anordnungen dazu, aus denen Ag-Atome desorbieren können: Für die Desorption von Ag-Atomen, die sich auf einer ersten Legierungslage aus Ag und Au bzw. auf einer reinen Au-Lage befinden, sind zwei d-Zustdnde denkbar, d1 bzw. d2. Der d1-Zustand ist als der LT-Zustand in
Geht man in den Bereich der Multilagen über, sollte der Legierungszustand g2 auch weiterhin sichtbar sein. Wegen der dreidimensionalen Mischbarkeit von Ag und Au ist dieser Zustand jetzt kein Lagen- sondern ein Multilagenzustand. Bei dem zugehörigen Film handelt es sich um eine dicke Legierungsschicht (³ 2 ML). Dieser Multilagen-Legierungszustand weist mit Sicherheit andere Eigenschaften auf, als der g2-Zustand und wird deshalb mit g1 bezeichnet. Nicht auszuschließen ist, daß sich innerhalb des Legierungsfilms ein Konzentrationsgefälle aufbaut, was zur zusätzlichen Unterscheidung von g2 und g1 führt. Ganz deutlich wird dieser Unterschied bei der Desorption aus dem Multilagenfilm, wo durch die Entfernung von Ag den verbleibenden Ag-Atomen immer mehr Au-Koordinationspartner zur Verfügung stehen. Letztlich kann im Multilagenbereich der a*-Zustand sichtbar sein, wenn sich sehr viel Ag auf einer Au-Lage befindet.
In der folgenden Tabelle sind noch einmal die diversen Desorptionszustände mit den zugehörigen Filmzusammensetzungen und dem Bedeckungsgrad der Komponenten angegeben. M steht dabei für Multilagen und ist eine natürliche Zahl größer als 2. Die fett gekennzeichneten Bestandteile überwiegen in der Mischung.
Name des Zustands | Lage | Aufbau des Films, aus dem Ag desorbiert | Q (Au) [ML] | Q (Ag) [ML] in Abhängigkeit von Q (Au) |
g3 | 1 | (Ag+Au)/Re | 0 < Q (Au) < 1 | 0 < Q (Ag) < 1-Q (Au) |
b3 | 1 | Ag/Re | Q (Au) = 0 | 0 < Q (Ag) < 1 |
g2 | 2/M | (Ag+Au)/(M) Au/Re | 1 < Q (Au) < M | 0 < Q (Ag) < M-Q (Au)+1 |
d2 | 2 | Ag/Au/Re | Q (Au) = 1 | 0 < Q (Ag) < 1 |
d1 | 2 | Ag/(Ag+Au)/Re | 0 < Q (Au) < 1 | 0 < Q (Ag) < 2-Q (Au) |
g1 | M | M (Ag+Au)/Au/Re | 1 < Q (Au) < M | 0 < Q (Ag) < M-Q (Au)+1 |
a* | M | M Ag/Au/Re | Q (Au) = 1 | 1 < Q (Ag) < M |
In
An dessen HT-Schulter bildet sich bei den Spektren mit Q (Ag) > 1 ML ein weiterer Zustand aus, der sein Maximum bei etwa 1 ML Ag hat und somit einem Film aus Ag-Atomen zugeordnet werden müßte, der sich auf einer Lage Au befindet. Im Vergleich mit dem Spektrum mit 1 ML Ag lassen sich jedoch Unterschiede in der Temperaturlage erkennen. Offenbar kommt es während der Desorption doch zu einer Durchmischung der ersten Lage Gold mit dem Silber, was sich auch in der Ausbildung des g3-Zustandes ab 0,3 ML Ag dokumentiert. Es muß sich also um eine Silberschicht auf einem Ag+Au-Film handeln, der mit d1 bezeichnet wird.
Ein reiner Ag-Film auf der Au-Schicht wird nur durch das Spektrum mit 1 ML Ag repräsentiert, was zusätzlich noch eine a*-Schulter an der LT-Seite aufweist. Es kann hier kein Anteil des g3-Zustandes beobachtet werden.
HT-Zustand g2 hingegen kann Ag-Atomen aus der ersten Lage des Legierungsfilmes (2. ML) zugeordnet werden, der einen Anteil von 67 bis 100 % Au aufweist.
Das Spektrum mit 2,4 ML Ag bzw. Au ist durch eine Überlagerung von verschiedenen Zuständen gekennzeichnet. Alle drei Zustände des Spektrums mit je 1,6 ML (hauptsächlich g1 und g2, evtl. auch g3) tragen auch mit zu diesem Zustand bei, der durch seine Breite auffällt. In erster Näherung könnte einem Film vorliegen, der aus einer 3,8 ML dicken Legierung mit 40 bis 100 % Au besteht und über eine Au-Lage an das Re gekoppelt ist.
In
Bei den Spektren mit höheren Au-Bedeckungsgraden kommt es wie schon in
Die Spektren mit 2,0 und 5,7 ML Au haben ungefähr den gleichen verbreiterten Verlauf. (Eventuell zeichnet sich an der LT-Flanke eine Schulter ab.) Sie werden allerdings durch den g2-Zustand dominiert. Daraus kann geschlußfolgert werden, daß sich g1 und g2 nicht hauptsächlich in der Schichtdicke als viel mehr im Au-Gehalt der Legierungsschicht unterscheiden. Diese besteht beim Spektrum mit 2,0 ML Au aus 45 bis 100 % Au und beim Spektrum mit 5,7 ML Au aus 80 bis 100 % Au.
Wie in Teil C beschrieben, erhält man zwar für Submono- und Monolagenfilme der Systeme Ag/Re(0001) (
Bei Au+Ag-Filmen wird bis zu einem Gesamtbedeckungsgrad von 1 bis 3 ML im LEED-Bild keine Überstruktur beobachtet. Es kommt lediglich zu einer Aufhellung des Untergrundes und zu einer Verbreiterung der Grundgitterreflexe des Rheniums. Bei einem Bedeckungsgrad von 4 ML eines 1:1-Ag+Au-Legierungsfilmes entsteht jedoch aus diesen unscharfen Grundgitterreflexen eine unscharfe (15 x 15)R30°-Überstruktur, s.
Inwieweit es sich um die gleiche Überstruktur wie aus
![]() ![]() | |
Abbildung D25 (15 x 15)R30-LEED-Überstrukturreflexe des Systems Ag+Au/Re(0001) (2 ML Ag + 2 ML Au, HT-Film), 72 eV, a) Originalaufnahme, b) schematisch. |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Weitere Informationen über die Zusammensetzung der gemischten Monolage sollten LEED-(I,V)-Messungen liefern. Die in
Bei einer Adsorbatschicht, die aus reinen Au- und Ag-Inseln besteht, sollte sich ein LEED-Spektrum ergeben, das dem arithmetischem Mittel der Spektren einer 1,0 ML Au- und einer 1,0 ML Ag-Schicht entspricht. Handelt es sich jedoch bei der Au+Ag-Schicht um eine statistische Mischung, so sollte sich eine einheitliche, neue Verteilung der Adsorbatatome auf der Oberfläche ergeben, deren LEED-(I,V)-Spektrum sich von dem der "entmischten" Schicht unterscheidet. Genau dies ist in
Wie schon bei der TDS-Untersuchung der Subbilagen angeführt, scheint es so zu sein, daß es zwar in der ersten Lage Ag+Au zur Legierungsbildung kommt. Ab Q (Au) = 1 ML entmischen sich die Systeme jedoch derart, daß Au, als das Element mit der größeren Bindungsenergie zur Unterlage, die erste Lage füllt. Dies ist besonders interessant, da Ag und Au im Dreidimensionalen unbegrenzt mischbar sind.
Zur weiteren Untersuchung dieses Effektes wurde die Änderung der Elektronenaustrittsarbeit des Systems Au+Ag als Funktion des Mischungsverhältnisses, des Bedeckungsgrades und der Temperatur gemessen. Diese Messungen boten sich deshalb an, weil die Adsorption von Silber auf Rhenium die Austrittsarbeit erniedrigt (vgl.
Die Änderung der elektronischen Struktur bei der Wechselwirkung zwischen Silber und Gold sind gering bis vernachlässigbar. Eventuelle Beeinflussungen der Austrittsarbeiten könnten aus einer Ladungskompensation zwischen beiden Elementen [BKS94/1] oder aus der unterschiedlichen Elektronegativität (Ag: 1,93; Au: 2.54) erwachsen.
Die Ergebnisse der Messungen sind in
Dieses wurde folgendermaßen durchgeführt: Zunächst wurde eine bestimmte Menge (ca. 1; 2 oder 4 ML) des einen Adsorbats bei 550 K aufgedampft und der erste DF-Meßwert erhalten. Hierauf wurde die Probe auf 750 K etwa 1 min erhitzt und ein weiteres Mal gemessen. Dann wurde dieselbe Prozedur mit der gleichen Menge des anderen Adsorbats wiederholt. Dieses Verfahren wurde sowohl in der Reihenfolge Ag dann Au, als auch Au dann Ag durchgeführt. In
![]() ![]() | |
Abbildung D28 Schematische Darstellung der DF-Experimente, bei denen zunächst Ag und dann Au bzw. zunächst Au und dann Ag aufgebracht wurde. |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Die Adsorption von 1 ML Ag erniedrigt erwartungsgemäß die Austrittsarbeit. Ein Erhitzen der Probe glättet diesen wie auch alle anderen Filme und führt zu einer leichten Verstärkung der Erniedrigung. Wird jetzt 1 ML Au aufgedampft, so erhöht sich der Wert nur wenig, was den Schluß zuläßt, daß Ag gewissermaßen oben aufschwimmt und das Au direkt den Kontakt mit der Re-Oberfläche sucht. Das Erhitzen verstärkt den Effekt noch etwas.
Das Aufbringen von dickeren Ag-Filmen (2 ML und 4 ML) führt zu einer starken Absenkung der Austrittsarbeit (-0,8 eV), entsprechend der Ergebnisse des Systems Ag/Re(0001), vgl.
Wie im
Bei den Versuchen, bei denen zunächst dickere Au-Schichten adsorbiert wurden, bevor Ag aufgedampft wurde, kommt es jeweils zunächst zu einer leichten Durchmischung, die beim Erhitzen der Probe verstärkt wird. Bei den Versuchen mit 4 ML Ag + 4 ML Au glätten sich beim Erhitzen der Proben die anfänglich wahrscheinlich eher offenen Filme, was sich in einem leichten Anstieg von DF äußert. Ursache ist die Verminderung des Smoluchowski-Effektes (vgl.
Das Verhalten von bis zu 9 ML dicken Au+Ag-Filmen wurde auch mittels Auger-Elektronenspektroskopie (AES) untersucht. In
Die blau dargestellten Kurven beziehen sich auf ein Experiment, bei dem zunächst ein etwa 1; 2; 4 oder 8 ML starker Ag-Film, danach ein 1 ML starker Au-Film aufgebracht und das Ganze dann auf 610 K, 720 K und 800 K erhitzt wurde. Besonders die Messungen der 4 bzw. 8 ML starken Ag-Filme lassen durch ein Absinken der Intensität eine Bedeckung des Ag-Films mit Au vermuten. Wird dieser Film erhitzt, dringt das Au in das Ag ein (bzw. evtl. durch das Ag bis auf die Re-Oberfläche), und die Ag-Intensität steigt dadurch wieder an.
Orange ist das Experiment dargestellt, bei dem zunächst unterschiedlich dicke Au-Filme vorbelegt wurden, auf die dann 1 ML Ag aufgedampft wurde. Hier zeigen ebenfalls die Signale der dicken Filme (2,0 und 6,0 ML Au) an, daß es zu einem Eindringen des Silbers in das Gold kommt. Aus den Signalen der dünnen Filme (0,6 und 1,2 ML Au) kann man, sicherlich durch die erhöhte Meßungenauigkeit bedingt, keine Aussage über eine eventuelle Entmischung des Systems treffen.
Für beide Experimente kann man von einer thermisch aktivierten Durchmischung nacheinander aufgedampfter Ag- und Au-Filme mit Q > 2 ML ausgehen, wie es in