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Kapitel D1 | Abschnitt D - Re(0001)-Oberflächenlegierungen |
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Kapitel D3 | Kapitel D2 - Silber+Kupfer-Legierung auf Re(0001) |
Wenn es um ternäre, thermodynamische Oberflächensysteme wie z. B. Ag+Cu/Re(0001) geht, sind Herstellung und Kontrolle der chemischen Systemzusammensetzung der zu untersuchenden Proben entscheidende Untersuchungsschwerpunkte.
Die Ag+Cu-Filme wurden, wie auch schon die Filme der binären Systeme, durch sukzessives Aufdampfen der Adsorbate aus Knudsenzellen hergestellt, vgl.
Kontrolliert wurde die "globale" Zusammensetzung der Filme durch sowohl Ag- als auch Cu-TDS. In TD-Voruntersuchungen an einem (2 ML Ag + 1 ML Cu)-dicken Film zeigte sich, daß bei einer Heizrate von 4,1 K/s bereits das gesamte Silber desorbiert ist, bevor überhaupt die Desorption des Kupfers einsetzt. Die beiden Desorptionsgebiete waren etwa um 25 K voneinander getrennt.
Der Bedeckungsgrad mit Silber ergab sich zwanglos aus der Auswertung (Integration) der Ag-TD-Spektren. Die Form der Cu-TD-Spektren unterschied sich erwartungsgemäß, da ja kein Ag mehr während der Cu-Desorption vorhanden war, nicht von der des Systems Cu/Re(0001) (vgl.
Es wurden stets TD-Serien von Proben mit konstanter Cu-Vorbelegung aufgenommen. Anhand der o. a. Überprüfung konnte ein sowohl systematischer als auch zufälliger Fehler von Q (Cu) von bis zu 10 % gefunden werden. Dieser sollte vor allem bei hohem Kupferanteil und damit prozentual kleinem Ag-Anteil als absolute Größe besonders stark ins Gewicht fallen.
Wie mit den Untersuchungen in
Dieser Phasenübergang vollzieht sich zwischen Teilchen, die sich innerhalb von Inseln auf der Oberfläche befinden und dazwischen frei beweglichen Teilchen, die auch schließlich desorbieren. Die Oberflächenkonzentration dieser Atome wird durch das schnelles Gleichgewicht mit den Inselteilchen konstant gehalten.
Wird nun die Homogenität oder sogar die Existenz der Inseln durch die Vermischung mit einem zweiten Adsorbat, hier Cu, verhindert, so sollte auch das Phasengleichgewicht beeinflußt werden, was im Extremfall dazu führen kann, daß es sich nur noch bedingt bzw. gar nicht mehr einstellt. Ein Indiz dafür wäre das Fehlen der gemeinsamen Anstiegsflanke in den TD-Spektren.
Um dies zu prüfen, wurden Serien von Ag-TD-Spektren von Ag+Cu/Re(0001)-Proben aufgenommen, die sich durch eine unterschiedliche Vorbelegung mit Cu im Bereich von 0 bis 1 ML unterschieden. Innerhalb der Serien änderten sich die Ag-Anfangsbedeckungsgrade von 0 bis 1 ML. Die untersuchten Filme zeichneten sich also durch Gesamtbedeckungsgrade von Qges £ 2 ML aus und werden als Subbilagen bezeichnet.
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Abbildung D9 Ag-TD-Serien mit konstanten Cu-Bedeckungsgraden und Ag-Anfangsbedeckungsgraden von bis zu 1 ML, Heizrate b = 4,1 K/s. |
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Wie in
Zum gleichen Ergebnis kommen auch Wandelt et al. bei der Untersuchung des Systems Ag+Cu/Ru(0001) [SCP94/2, SCK93/1]. Sie berichten, daß sich ab Q (Cu) = 0,54 ML die Spektrenform mit Tmax = 1040 K nicht mehr ändert.
Würden sich Cu- und Ag-Inseln ausbilden, so sollte die gemeinsame Anstiegsflanke, unabhängig von der Cu-Vorbelegung, erhalten bleiben, solange Q (Ag) > 0,1 ML ist. (Dies ist die Grenzbedeckung, unterhalb derer Ag auf Re(0001) als Einkomponenten-2D-Gasphase vorliegt. In diesem Bereich erhält man TD-Spektren von erster Ordnung, vgl.
Wenn der Gesamtbedeckungsgrad, der als Qges = Q (Cu) + Q0 (Ag) definiert sein soll, das Äquivalent von 1 ML übersteigt, kommt es zur Ausbildung eines zweiten Zustandes, der sich zuungunsten des ersten Zustandes um so stärker vergrößert, je größer die Cu-Vorbelegung ist.
Dies wird besonders in
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Abbildung D10 Ag-TD-Serien mit konstantem Ag-Anfangsbedeckungsgrad und Cu-Bedeckungsgraden von bis zu 1 ML, Heizrate b = 4,1 K/s |
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In allen Serien ist mit Q (Cu) = 0 ML der bekannte Monolagenzustand des Ag zu erkennen. Mit zunehmenden Cu-Bedeckungsgrad kommt es zur Verkleinerung dieses und zur Ausbildung bzw. Vergrößerung des o. a. zweiten Ag-Zustands, der mit Q (Cu) = 1 ML schließlich das Spektrum dominiert.
Offenbar ist es so, daß zunächst die vom Cu "freigelassenen" Oberflächenplätze besetzt werden. Danach wird weiteres Silber in die zweite Lage eingebaut, ohne daß das Kupfer dabei aus der ersten Lage verdrängt wird. Gleiches berichten auch Wandelt et al. vom System Au+Cu/Ru(0001) [KPS91/1]. Dieses Verhalten widerspricht nicht der Vermutung, daß Kupfer und Silber in der ersten Adsorbatlage eine statistische Mischung ausbilden. Allerdings folgt aus der stärkeren Bindung des Kupfers an die Re-Oberfläche, daß soviel Kupfer wie möglich (alles bei Q (Cu) £ 1 ML) direkt an die Re(0001)-Oberfläche gebunden ist.
Wie aus
Mit ansteigendem Cu-Bedeckungsgrad erhöht sich bei der Mischung von Kupfer und Silber die Bindungsenergie des Silbers. Dieser Effekt erreicht sein Maximum, wenn jedes Silberatom ausschließlich von Kupferatomen umgeben ist, also bei einem Mischungsverhältnis von Ag:Cu = 1:2 bzw. spätestens (für Q (Ag) > 0,33 ML) bei Q (Cu) = 0,67 ML (vgl. auch
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Abbildung D11 a)Verschiebung des Temperaturmaximums, b) Verschiebung der Halbwertsbreite FWHM des Ag-TD-Zustandes der ersten Lage als Funktionen des Cu-Bedeckungsgrades der Spektren aus Abb. D 10. |
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Die Halbwertsbreite (full width at half maximum - FWHM) der Ag-TD-Spektren des Zustandes der ersten Lage ist ebenfalls in
Die Silberatome sind in der zweiten Lage schwächer gebunden als in der ersten. Interessant ist nun, daß sich das Temperaturmaximum des Zustandes der zweiten Lage mit zunehmendem Cu-Bedeckungsgrad zu höheren Temperaturen verschiebt, und zwar von 970 auf 1030 K. Dafür ist zunächst die erhöhte Koordination der Silberatome in der zweiten Adlage verantwortlich zu machen, die aus der vermehrten Menge an Ag-Atomen, die bei dem o. a. Verdrängungsprozeß durch das Cu in die zweite Adlage heraufgestoßen werden, resultiert. Zusätzlich wird aber auch (zumindest) die (Paar-) Wechselwirkung zur ersten Lage, die zunehmend aus Kupfer besteht, von Ag-Ag nach Ag-Cu geändert.
Aus den TD-Serien aus
Zur Ermittlung der verschiedenen Wechselwirkungsenergien des Systems wurden die TD-Spektren einer integralen Energieauswertung nach Bauer/Schlatterbeck unterzogen, wie es in
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Abbildung D12 Arrhenius-plots des Systems Ag+Cu/Re(0001) für die Ag-TD-Serien aus Abb. D 9. |
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Die entsprechenden Serien der Arrhenius-plots mit Cu-Bedeckungsgraden bis 0,54 ML zeigen bis zu einem Gesamtbedeckungsgrad von 1 ML (roter Graph) einen fast linearen Verlauf. Die Krümmung ist bei den Arrhenius-plots aller Serien oberhalb dieses Wertes (Qges = 1 ML) ausgebildet und deutet auf das Vorhandensein von mehreren Desorptionszuständen hin. Bei der Serie mit Q (Cu) = 0,63 ML kommt es im Bereich von ca. 0,3 bis ca. 0,5 ML Ag zu starken Abweichungen von der Linearität, wie sie auch bei den binären Systemen beim Lagenübergang beobachtet wurden. Noch stärkere Abweichungen von der Linearität sind im Gesamt-Submonolagenbereich der Serie mit 0,8 ML Cu zu beobachten.
Fazit aus der Begutachtung der Arrhenius-plots ist, daß die sich daraus ermittelten Energiespektren nicht in allen Bereichen tatsächlich durch konkrete Desorptionsenergiewerten gekennzeichnet sind, wie es von sehr einfachen Systemen bekannt ist. Konkrete Edes-Werte erhält man nur in den Bereichen möglich, die sich durch die o. a. Linearität auszeichnen. Insbesondere die Werte oberhalb des Gesamtbedeckungsgrades von 1 ML und die Spektren mit 0,63 und 0,8 ML bedürfen besonderen Überlegungen. Die in diesen Bereichen erhaltenen Energiewerte können nur als temperaturgemittelte Werte betrachtet werden, da auch die ln(R) = f(1/T)-Verläufe der Arrhenius-plots linear angepaßt wurden. Weiterhin können hier Meßfehler besonders stark bemerkbar machen, die sich aus dem relativ geringen Ag-Anteil in der Mischung ergeben. Letztlich wird es im Temperaturbereich der Desorption sicher zu Interlagen-Wechselwirkungen, Mischungsvorgängen und evtl. weiteren kinetischen Prozessen kommen, die nicht vollständig durch die verwendete Auswertungsmethode reproduziert werden.
Wie in
Dieser Effekt kann damit erklärt werden, daß die ständig steigende Zahl von Silberatomen nur eine konstante Zahl von Cu-Atomen als Adsorptionspartner zur Verfügung hat. Die Chance, daß ein Ag-Atom einen Cu-Adsorptionspartner findet, wird also mit zunehmender Bedeckung kleiner. Eine stärkere Wechselwirkungsenergie zwischen Cu und Ag als zwischen Ag und Ag vorausgesetzt, sollte dies zu einer Abnahme der Desorptionsenergie führen. Offensichtlich ist dieser Effekt stärker als die zunehmende Koordination der Silberatome, die eigentlich einen Anstieg der Desorptionsenergie zur Folge hat, wie im Bereich kleiner Ag-Bedeckungsgrade der Serie mit Q (Cu) = 0 ML. Wie in
Auf der hexagonalen (0001)-Fläche kann mit Q (Cu) ³ 0,67 ML und bei optimaler Durchmischung jedes Ag-Atom einen Adsorptionsplatz finden, der von Cu-Atomen vollständig umgeben wird. Es sollte sich dabei ein konstanter Verlauf der Desorptionsenergie ergeben, da sich in diesem Fall die lokale Umgebung jedes Ag-Atoms (6 Cu-Nachbaratome) mit zunehmenden Ag-Bedeckungsgrad nicht ändert. Daß ein solcher Verlauf nicht beobachtet werden kann, muß mit dem hier besonders stark ins Gewicht fallendem Fehler des Cu-Bedeckungsgrades (s. o.) in Verbindung gebracht werden. Dieser dokumentiert sich auch den Unregelmäßigkeiten im Verlauf der Arrhenius-plots.
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Abbildung D13 Desorptionsenergie des Systems Ag+Cu/Re(0001) für die Ag-TD-Serien aus Abb. D 9 nach Bauer. |
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Der Anstieg der Desorptionsenergie für Gesamtbedeckungsgrade im Bereich 1 ML £ Qges £ 1,2 ML (der besonders in den Spektren mit 0,24 bis 0,54 ML Cu sichtbar wird) könnte aus der zunehmenden Koordination der Ag-Atome mit bereits vorhandenen Ag-Atomen resultieren, ähnlich dem Fall mit 0 ML Cu. Der darauf folgende Abfall erfolgt auf Grund dessen, daß in der zweiten Monolage sicherlich erst die Cu-, dann die Cu-Ag-Mischadsorptionsplätze (gebildet durch die Adatome der ersten Lage) belegt werden, auf denen die Ag-Atome schwächer gebunden sind. (Reine Ag-Adsorptionsplätze sollte es bei optimaler Durchmischung nicht geben.)
Die Desorptionsenergiewerte liegen im Bereich von etwa 200 bis 350 kJ/mol. Eine quantitative Deutung dieser Beträge kann auf Grund der Kompliziertheit des Systems in Verbindung mit der Art der Auswertungsmethode nicht durchgeführt werden. Wandelt et al. haben jedoch für das System Ag+Cu/Ru(0001) mittels MC-Rechnungen Werte für die verschiedenen systembestimmenden physikalischen Größen angegeben, die in der folgenden Tabelle aufgelistet sind:
[kJ/mol] | VZ,0(Ag) | VZ,0(Cu) | Elat(AgAg) | Elat(CuCu) | Elat(AgCu) |
[SCP94/1, SRH94/1] | 258 | 293 | 6,5 | 7,6 | 6,5 |
[SCK93/1] | 295 | 360 | 8,5 | 10 | 10 |
Die Werte wurden unter Verwendung der Gittergasnäherung mit BWA-ähnlichen Ansätzen gefunden. D. h., daß die Elat-Werte durchaus auf das hier betrachtete System übertragen werden können.
Als Adsorptionsenergiewerte für Ag-Atome auf einer Cu(111)-Oberfläche konnten von Mottet et al. 253 kJ/mol (ps-Struktur), 283 kJ/mol (uniaxiale Relaxation) und 297 kJ/mol (dl- oder moiré-Struktur) errechnet werden [MTL92/1].
Bei der Adsorption größerer Mengen (Multilagen) von Ag und/oder Cu werden die Verhältnisse des Filmaufbaus zusehends komplizierter, da eine Vielzahl von Anordnungen sowohl im Hinblick auf die lokale Koordination (Durchmischung) der Adatome als auch auf die Filmmorphologie denkbar ist. Es wird infolgedessen mit zunehmender Filmdicke immer schwieriger, die gemessenen TD-Zustände bestimmten Bindungsplätzen oder zumindest Kategorien von derartigen Plätzen zuzuordnen, da eine Vielzahl von Zuständen auftritt, die energetisch sehr nahe beieinander liegen.
Dies wird in
erhalten wurden. Auffällig ist zunächst, daß tatsächlich mehrere unterschiedliche TD-Zustände zu erkennen sind. Dies soll auch eine der Kernaussagen der Betrachtung der Spektren sein.
Für eine Deutung dieser einzelnen Zustände erscheint zunächst die Überlegung sinnvoll, welche Filmmorphologien und -zusammensetzungen für die Ausbildung unterschiedlicher TD-Zustände in Frage kommen. Zu diesen Überlegungen gehört natürlich auch, daß bestimmte Anordnungen auf Grund der bisherigen Erkenntnisse ausgeschlossen werden. Tatsächlich können allen beobachteten TD-Zuständen Bindungsplatz-Kategorien zugeordnet werden. (Dies kann natürlich keine stringente Beweisführung sein, da z. B. wegen der geringen Anzahl von Spektren pro Zustand keine spezifischen Desorptionskinetiken berücksichtigt werden können.)
Die Kenntnisse, die bereits in den vorangehenden Abschnitten erlangt sollen hier ohne nochmaligen Beweis vorausgesetzt werden:
Ag und Cu mischen im Zweidimensionalen. Dies konnte im
Mit Q (Cu) > 1 ML befindet sich Cu immer zwischen Ag und Re. Auch dieser Umstand wurde bereits experimentell nachgewiesen, vgl.
Ag und Cu mischen fast nicht im Dreidimensionalen. Für genügend dicke Filme wird das Verhalten angenommen, daß sich aus dem binären, eutektischen Zustandsdiagramm Cu+Ag (mit einer sehr großen Mischungslücke) ergibt, vgl.
Ag-Atome sind um so fester gebunden, je näher sie der Re-Oberfläche sind. Gleichzeitig bestimmt die zeitliche Abfolge der Desorption (z. B. desorbieren Teilchen der zweiten Lage vor solchen der ersten) die Lage der TD-Zustände auf der Temperaturskala. Dies wurde in
Mit diesen vier Voraussetzungen kann man zwischen drei prinzipiellen Arten von Zuständen unterscheiden:
Dieser Einteilung folgend, können nun konkrete Desorptionszustände zugeordnet werden. Betrachten wir zunächst den Fall der ersten Adlage: d-Zustände und der a*-Zustand fallen per Definition aus, weil es keine "unterliegende“ Cu-Lage gibt. Mögliche Zustände wären also der b3-Zustand, wenn sich kein Cu neben Ag auf der Oberfläche befindet oder ein g-Zustand, hier konkret g3, wenn sich Ag und Cu auf der Re-Oberfläche in Kontakt stehen und als eine Mischung gelten. Beide Zustände sind bereits in
Im Bereich der Subbilagen kommen zu den vorgenannten Zuständen drei weitere mögliche Anordnungen dazu, aus denen Ag-Atome desorbieren können: Einerseits kann sich eine Legierungsschicht auf einer geschlossenen Cu-Lage ausbilden, wenn mehr als 1 ML Cu und entsprechend weniger als 1 ML Ag vorhanden sind. Der zugehörige Zustand wird mit g2 bezeichnet und stellt wegen der großen Anzahl von Cu-Bindungspartnern offenbar den stabilsten Zustand der zweiten Lage dar. Mit Q (Cu) < 1 ML bzw. Q (Cu) = 1 ML sind zwei d-Zustdnde denkbar, d2 bzw. d3. Der d2-Zustand ist als der LT-Zustand in
Im Bereich der Multilagen kommen nochmals drei neue Anordnungen dazu. Zunächst wäre der g1-Zustand zu nennen, welcher der Desorption von Ag-Atomen (< 1 ML) aus einer Ag+Cu-Legierungslage zuzuordnen ist, die sich wiederum auf einer dicken Cu-Schicht befindet. Ist soviel Ag vorhanden, daß sich auf einer solchen Legierungsschicht weitere Ag-Atome anordnen bzw. von dort desorbieren, resultiert daraus der d1-Zustand. Befindet sich letztlich sehr viel Ag auf einer Cu-Schicht, ist bei der Desorption der a*-Zustand sichtbar.
In der folgenden Tabelle sind noch einmal die diversen Desorptionszustände mit den zugehörigen Filmzusammensetzungen und dem Bedeckungsgrad der Komponenten angegeben. M steht dabei für Multilagen und ist eine natürliche Zahl größer als 2.
Name des Zustands | Lage | Aufbau des Films, aus dem Ag desorbiert | Q (Cu) [ML] | Q (Ag) [ML] in Abhängigkeit von Q (Cu) |
g3 | 1 | Ag+Cu/Re | 0 < Q (Cu) < 1 | 0 < Q (Ag) < 1-Q (Cu) |
b3 | 1 | Ag/Re | Q (Cu) = 0 | 0 < Q (Ag) < 1 |
g2 | 2 | Ag+Cu/Cu/Re | 1 < Q (Cu) < 2 | 0 < Q (Ag) < 2-Q (Cu) |
d3 | 2 | Ag/Cu/Re | Q (Cu) = 1 | 0 < Q (Ag) < 1 |
d2 | 2 | Ag/Ag+Cu/Re | 0 < Q (Cu) < 1 | 0 < Q (Ag) < 2-Q (Cu) |
g1 | M | Ag+Cu/M Cu/Re | 2 < Q (Cu) < M | 0 < Q (Ag) < M-Q (Cu) |
d1 | M | Ag/Ag+Cu/M Cu/Re | 2 < Q (Cu) < M | 0 < Q (Ag) < M-Q (Cu)+1 |
a* | M | M Ag/(M) Cu/Re | Q (Cu) = 1 | 1 < Q (Ag) < M |
In
Der zweite Zustand (auf der HT-Seite des Spektrums) sättigt bei 1 ML Ag und hat ein Peakmaximum bei ca. 1050 K. Er muß Ag-Atomen zugeordnet werden, die sich als geschlossene Lage auf einer ebenfalls geschlossenen Lage Cu befinden, und entspricht daher dem oben eingeführten d3-Zustand. Da auf Grund des Fehlers von 10 % im Cu-Monolagenbedeckungsgrad nicht ausgeschlossen werden kann, daß einzelne Adsorptionsplätze in der ersten Lage frei bleiben oder Legierungspartner in der zweiten Lage zur Verfügung stehen, könnte dieser Zustand auch Anteile von g2 oder g3 besitzen.
Für die weiteren Spektren dominiert der a*-Zustand, der sich hier allerdings mit einer Vielzahl anderer Zustände überlagert. Das kann einerseits daraus resultieren, daß die Desorption der Cu-Multilagen einsetzt, bevor das gesamte Ag desorbiert ist. Andererseits muß hier, insbesondere bei den Desorptionstemperaturen, mit einer erheblich stärkeren Mischkristallbildung auch im Dreidimensionalem gerechnet werden.
In
Die Filme mit höheren Cu-Bedeckungsgraden entwickeln ebenfalls den LT-Zustand d1, der mit zunehmendem Cu-Bedeckungsgrad bis Tmax » 1020 K verschiebt, was vermutlich auf die Legierungsbildung zurückzuführen ist. Besonders beim 8 ML-Cu-Film besteht die Möglichkeit, daß es sich bereits um eine Volumenlegierung handelt. Der zweite Zustand trägt hier die Bezeichnung g1, da die Legierungsschicht über eine Multilagenschicht Cu ans Re gekoppelt ist.
Die Gitter-misfits zwischen Adsorbat und Substrat der Systeme Cu/Re und Ag/Re spiegeln sich u. a. in den LEED Bildern von 0,8 ML bis etwa 5 ML dicken Cu-Filmen sowie von etwa 2 ML bis etwa 5 ML dicken Ag-Filmen wider. Es kommt hier zur Ausbildung einer (14 x 14)- bzw. (14 x 1)-Überstruktur beim Cu/Re (vgl.
Man kann sich leicht vorstellen, daß dieser misfit durch atomare Vermischung der "zu kleinen" Cu-Atome mit den "zu großen" Ag-Atomen nahezu aufgehoben wird. Im LEED-Bild sollte dann weder die Cu- noch die Ag-Überstruktur zu erkennen sein. Tatsächlich sind die LEED-Bilder von 50:50-Cu/Ag-Filmen bis zu einer Dicke von etwa Qges = 3 ML einzig durch Grundgitterreflexe in den Rheniumpositionen gekennzeichnet. Der Untergrund des LEED-Bildes nimmt dabei nicht merklich zu. Auch beim System Ag+Cu/Ru(0001) wird ab Q (Cu) > 0,07 ML bei Submonolagenfilmen keine Überstruktur mehr beobachtet [SCP94/2].
Für dickere Filme aus Cu und Ag konnten LEED-Überstrukturen gefunden werden. Es handelt sich hierbei um (25 x 25)-Überstrukturen, die weder mit den Überstrukturen des Systems Cu/Re(0001), noch mit denen des Systems Ag/Re(0001) in Verbindung gebracht werden können. Auch die in der Literatur bekannte p(9 x 9)-LEED-Überstruktur des Systems Ag/Cu(111), [EAC92/1, NaV81/1, MTL92/1, Bau67/1] hat offenbar nichts mit der (25 x 25)-Struktur zu tun.
Die dünnsten Filme, bei denen diese Strukturen sichtbar wurden, bestanden aus einer auf 800 K getemperten Mischung von 2,2 ML Cu und 2,2 ML Ag (HT-Film), s.
Interessant ist allerdings, daß sich beim Re-System im Gegensatz zum Ru-System die LEED-Überstrukturen bei sehr verschiedenen Mischungsverhältnissen und erst für Qges ³ 3 ML ausbilden. Dies wird auch in
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Abbildung D16 (25 x 25)-LEED-Überstrukturreflexe des Systems Ag+Cu/Re(0001) (2,8 ML Ag + 4,2 ML Cu, HT-Film), 54,7 eV, a) Originalaufnahme, b) als Relief und c) schematisch |
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Um mehr über die Zusammensetzung gerade der gemischten ersten Monolage zu erfahren, wurden LEED-(I,V)-Messungen durchgeführt. In
Würde die (50:50) gemischte Schicht aus separaten Cu- und Ag-Inseln bestehen (die zumindest größer als die Kohärenzweite des anregenden Elektronenstahls, etwa 100 Å sind), so sollte sich ein LEED-Spektrum ergeben, daß sich additiv aus den Spektren einer 0,5 ML Cu- und einer 0,5 ML Ag-Schicht zusammensetzt. (Der Beitrag der unbedeckten Oberfläche darf dabei nicht mit berücksichtigt werden. Dies wurde dadurch gewährleistet, daß 1 ML dicke Schichten untersucht worden sind.) Besteht die Cu+Ag-Schicht jedoch aus einer statistischen Mischung, so entspricht dies einer einheitliche, andersartigen Anordnung der Adsorbatatome auf der Oberfläche. Wie in
Auf Grund seiner Orientierung zur Oberfläche und des damit verbundenen Impulsübertrags k|| sollte der (0,1)- im Gegensatz zum (0,0)-Strahl (der m. o. w. senkrecht auftrifft) empfindlicher auf laterale Veränderungen reagieren. Aus den Differenzspektren ist zu ersehen, daß es sowohl bei der Untersuchung des (0,0)- als auch des (0,1)- Reflexes zu Unterschieden in den Spektren der gemessenen und der errechneten Mischschicht kommt. Dies läßt den Schluß zu, daß es sich tatsächlich um eine gut durchmischte Schicht aus Cu und Ag handelt.
Das Verhalten von dicken Cu+Ag-Filmen (2 ... 12 ML) wurde weiterhin mittels Augerelektronenspektren (AES) der Ag-MNN-Elektronen sowie Röntgen-Photoelektronenspektren (XPS) der Ag-3d-Elektronen untersucht. In
Die blau dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf ein Experiment, bei dem zunächst 1 ML, 2 ML, 5,6 ML oder 11 ML starke HT-Ag-Filme präpariert wurden. Auf diese wurde anschließend ein 1 ML starker Cu-Film aufgebracht und das ganze jeweils 1 min auf 610 K, 720 K und 800 K erhitzt. Mit der Deposition des Kupfers nehmen die Intensitäten vor allem der AES-Signale geringfügig ab, was mit der Ausbildung der Kupferschicht erklärt werden kann. Ein "Aufschwimmen" des 1 ML-Ag-Films könnte als Erklärung des anschließenden Ansteigens des zugehörigen Signals gelten (vgl. auch die Ergebnisse der TD-Untersuchung der Subbilagen).
Die Intensitäten der anderen Filme (mit größerem Ag-Gehalt) verringern sich mit zunehmender Temperatur. Dies ist insofern erstaunlich, als daß zumindest ein Teil der Kupferatome bei Temperaturerhöhung in das Silber eindringen sollte. Damit müßten mehr Ag-Atome an die Oberfläche gelangen, und die Signalintensität müßte steigen. Offenbar spielt bei den hier gezeigten Untersuchungen der Filme mit größerem Ag-Gehalt das Cu nur eine untergeordnete Rolle. Vergleicht man die Temperaturabhängigkeit des Ag-Signals mit den entsprechenden Ergebnissen des Systems Ag/Re(0001) aus
Die rot dargestellten Ag-Signalintensitäten gehören zu 1 ML-Ag-Filmen, die auf HT-Cu-Filme mit Bedeckungsgraden von 1; 2; 4 und 8 ML aufgebracht und wie im ersten Experiment erhitzt wurden. Die Intensitätsverläufe sind im Rahmen des Fehlers recht konstant. Offenbar ist Silber im betrachteten Temperaturintervall nicht oder nur sehr begrenzt in der Lage, aus der obersten Lage mit dem Kupfer zu mischen.